Liquiditätsrisiko

Was es ist und was man darüber wissen sollte

Liquidität  gibt Auskunft darüber, in wie weit eine Bank in der Lage ist, ihre Verpflichtungen im Bereich Cash und Sicherheit zu erfüllen, und zwar ohne dabei untragbare Verluste zu erleiden. Liquiditätsrisiko  beschreibt die Unfähigkeit einer Bank, ihre Verpflichtungen zu erfüllen (entweder tatsächlich oder vermeintlich), und die sich daraus ergebenden Risiken für ihre Finanzlage oder Existenz. Institutionen verwalten ihr Liquiditätsrisiko durch effektives Aktiva-Passiva-Management (Asset Liability Management, ALM).

Während der jüngsten langen Periode historisch niedriger und stabiler Zinssätze sahen Finanzinstitute aller Arten und Größen Liquidität und Bilanzmanagement als selbstverständlich an. Als die Zinssätze jedoch stiegen und die Unsicherheit wuchs, war es wegen Bankeinlagen-Run-Offs und Diskrepanzen bei der Dauer von Portfolios für viele Institute schwer, eine angemessene Liquidität und Bilanzstruktur sicherzustellen.

Als die Geldpolitik verschärft wurde, stieg durch den Vermögenswertverlust das Liquiditätsrisiko. Unangemessenes Bilanzmanagement führte zu öffentlichkeitswirksamen Bankpleiten und einem höheren Bewusstsein für Liquiditätsrisiken.

Als Folge dieser Bankpleiten wurde eins klar: Banken und Unternehmen an den Kapitalmärkten müssen Ihr Liquiditäts- und Bilanzmanagement verbessern. Und dabei geht es nicht allein um Selbstschutz. Die Konsequenzen von unzureichendem Aktiva-Passiva-Management und Liquiditätsrisikomanagement betreffen nicht allein ein Finanzinstitut, sondern durch einen möglichen Ansteckungseffekt das gesamte Finanzsystem und sogar die Weltwirtschaft.

Regulierungsbehörden sind fest entschlossen, eine weitere Finanzkrise zu verhindern, und die Kontrolle des Liquiditätsmanagements nimmt zu. Nun ist es die Verpflichtung der Finanzinstitute, ihr Liquiditätsrisiko- und Bilanzmanagement zu optimieren – sowohl aus eigenem Interesse als auch zum Wohle der Wirtschaft.

Was ist Liquiditätsrisikomanagement?

Liquiditätsrisikomanagement und ALM umfassen die Prozesse und Strategien, die eine Bank im Hinblick auf die folgenden Ziele einsetzt:

  • Gewährleistung, dass eine Bilanz die gewünschte Nettozinsmarge erwirtschaftet, ohne das Institut unangemessenen Risiken durch Volatilität der Zinsrate, Kreditrisiko, Dynamik der Vorauszahlungen und Bankeinlagen-Run-Offs auszusetzen.
  • Planung und Strukturierung einer Bilanz mit dem richtigen Verhältnis von Aktiva und Passiva, um das Risiken-/Renditenprofil des Instituts für die Zukunft zu optimieren.
  • Bewertung ihrer Anforderungen an Cashflow und Sicherheiten (sowohl unter normalen als auch unter Stressbedingungen), ohne dass dies sich negativ auf den täglichen Betrieb, die Finanzlage insgesamt oder die öffentliche Meinung auswirkt.
  • Minderung des Risikos durch die Entwicklung von Strategien und entsprechende Maßnahmen, um sicherzustellen, dass die erforderlichen Mittel und Sicherheiten bei Bedarf verfügbar sind.

Die Rolle des Bilanzmanagements

Bilanzmanagement durch strategisches ALM beschreibt den Prozess der Verwaltung und Optimierung von Aktiva, Passiva und Cashflows, um aktuelle und zukünftige Verpflichtungen zu erfüllen. Effektives ALM bietet Finanzinstituten nicht nur einen Schutz vor den Risiken sinkender Nettozinsmargen und Mittelknappheiten, es bietet auch die Chance auf Wertsteigerung durch die Optimierung von Gewinn und Risiko.

Kompetentes Aktiva-Passiva-Management umfasst im Wesentlichen die Portfolio-Buchführung, -Analytics und -Optimierung. Es beruht auf einer Reihe von Tools zur Erfassung von Transaktionen, Prognoseerstellung, Bemessung des Zinsratenrisikos, Stress-Tests, Liquiditätsmodellen und Verhaltens-Analytics.

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Herausforderungen für erfolgreiches Bilanzmanagement

  • Kein zentraler Überblick über das Bilanzmanagement. Aufgrund isolierter Abteilungen und Geschäftsbereiche kann sich ein Unternehmen nur schwer einen Überblick über seine Bilanzposten verschaffen (vor allem diejenigen, die Optionalität und Kundenverhalten umfassen). Durch diese isolierten Einheiten wird eine Bewertung illiquider Aktiva über geografische Regionen, Geschäftsbereiche und Vermögensklassen hinweg schwierig.
  • Begrenzte Analytics-Funktionen. Ohne ausreichende Analytics können Unternehmen den Cashflow und die Nettozinsmargen für die zugrunde liegenden Transaktionen nicht ohne Weiteres planen, insbesondere, wenn diese Transaktionen in den Millionenbereich gehen. Zu vereinfachte Laufzeitstrukturen und Verhaltensmodelle führen zu begrenztem Bilanzrisikomanagement.
  • Unzureichende Stresstests. Da zu viele Unternehmen bei Stresstests Liquiditätsaspekte des Handels und der Finanzierung nicht in Betracht gezogen haben, sind sie auf die Auswirkungen von plötzlichen starken Störungen des Marktgleichgewichts nicht vorbereitet. Es fällt ihnen nun schwer, ihre Lage wieder zu verbessern oder neues Kapital zu beschaffen.
  • Überwindung der Compliance-Mentalität. Unternehmen, die sich zu sehr auf die Complianceanforderungen in Verbindung mit dem Bilanzmanagement konzentrieren, übersehen dabei möglicherweise Geschäftsvorteile.

3 Schritte für erfolgreiches Liquiditätsrisikomanagement und ALM

Anhand der folgenden drei Schritte können Sie ein effektives System für Liquiditätsrisikomanagement und ALM in Ihrem Unternehmen aufbauen:

1. Erstellen Sie ein Analyserahmenwerk für die Berechnung von Risiken, die Optimierung des Kapitals und die Messung von Marktereignissen sowie Liquidität.

  • Minimieren Sie die Auswirkungen der plötzlichen Marktstörungen und ermitteln Sie bessere Möglichkeiten zum Risikomanagement, indem Sie die Auswirkungen der Kosten- und Liquiditätsveränderungen nahezu in Echtzeit analysieren. So können Sie mit Präzision handeln.
  • Führen Sie eine umfassende, detaillierte Analyse der Cashflow- und Marktdynamik durch. Verfolgen Sie eine proaktive Aktiv-Passiv-Managementstrategie mit Szenario-Analysen nach Bedarf, die zukunftsorientierte Hypothesen zur Marktbedingungs- und Bilanzentwicklung beinhalten.

2. Verwalten Sie Ihre Daten.

  • Erhalten Sie eine zentrale Übersicht über die unternehmensweite Zinsrate und Liquiditätsrisiken, indem Sie die neuesten Marktinformationen, aktualisierte Portfoliodaten, Kapitalerträge und eine Marktansicht der Liquidität auf einer Innertagesbasis integrieren.

3. Integrieren Sie Ihre Prozesse für das Risikomanagement.

  • Bewerten Sie komplexe Portfolios und Vermögensklassen, indem Sie die Portfoliobewertung und Szenarioanalysen mit einheitlichen Markt-, Kredit- und Verhaltensmodellen auf einer einzigen Plattform integrieren. Prozessorchestrierung und Governance können die operationellen Risiken noch weiter senken.

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